2.12.14 – Dr. Mabi Angar

Dr. des. Mabi Angar:

Die Frömmigkeit der Anderen – Sakrale Goldschmiedekunst der Byzantiner im Urteil der kunstgeschichtlichen Forschung des 20. Jahrhunderts

Das hohe Niveau byzantinischen Kunsthandwerks wurde stets gewürdigt. Seit dem 20. Jahrhundert galt Byzanz vor allem auf dem Gebiet der Mosaikkunst und der Malerei als vorbildhaft für die Kunst des Abendlandes. Umso auffälliger ist das eher negative kunsthistorische Urteil über die sakrale Goldschmiedekunst der Byzantiner. Bei byzantinischen Reliquiaren etwa wurde – stets im Vergleich mit Entwicklungen im Westen – eine relative Formenarmut postuliert. Lediglich der Staurothek, einer eher zweidimensional anmutenden Lade für Partikel des Wahren Kreuzes, gestanden Kunsthistoriker wie Joseph Braun und Rainer Rückert eine gewisse Originalität zu. Dieses über einen längeren Zeitraum generierte, ausgesprochen verzerrte Bild byzantinischer Reliquiare hat mehrere Ursachen, wie der Vortrag aufzuzeigen versucht. Ferner sollen an ausgesuchten Beispielen byzantinischer Goldschmiedearbeiten alternative Zugänge und Lesarten jenseits typologischer Ansätze aufgezeigt werden.

 

Dr. des. Mabi Angar (Universität zu Köln): 1997-2003 Studium der Kunstgeschichte und Byzantinistik an der Freien Universität Berlin und Princeton University. Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes. Seit 2006 wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Byzantinistik an der Universität zu Köln. 2012 Promotion mit der Arbeit "Byzantine Head Reliquaries and their Reception in the West after 1204“ bei Prof. Dr. Claudia Sode/Universität zu Köln und Prof. Dr. em. Slobodan Ćurčić/Princeton University.

 

Ausgewählte Literatur:
Braun S. J., Die Reliquiare des christlichen Kultes und ihre Entwicklung, Freiburg im Breisgau 1940.
R. Rückert, “Zur Form der byzantinischen Reliquiare”, Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 8 (1957), 7-36.