Basileus - Rex - Malik. Orient und Okzident in Sizilien
Die normannischen Herrscher des 12. Jahrhunderts in Sizilien verwendeten eine ähnliche Rhetorik und Titulatur wie ihre illustren Nachbarn in den Hofkanzleien in Konstantinopel und Kairo. Da aber die Byzantiner und Fatimiden auf eine ungleich längere Ahnenreihe zurückblicken konnten, entwickelten die Normannen eine beispiellose Fähigkeit zur Akkulturation und Adaption älterer mediterraner Kultur. Es gelang ihnen, in nur drei Generationen die Idee eines gottgleichen Königtums zu entwerfen, die so einzigartig war wie die Formen ihrer Repräsentation in Kunst und Architektur.
Während die lateinischen und griechischen Chroniken des 11. und 12. Jahrhunderts weitgehend erforscht sind, ist die poetische Literatur von der Kunstgeschichte bisher kaum beachtet worden. Im Rahmen des Vortrags soll das literarische Oeuvre des griechischen Admirals Eugenios von Palermo (1130-1202) in den Blick genommen werden, dessen byzantinische enkomiastische Rhetorik als mögliche Quelle für normannische Bildwerke der Königszeit gelten kann. Entsprechend soll der Fokus auf ausgewählte Beispiele sizilischen Kunsthandwerks, unter anderem auf die „islamische“ Muqarnasdecke in der Palastkapelle in Palermo (siehe Abbildung) gelenkt werden.