25.07.2019 – Chatzidakis – Die Personifizierung des Meeres

Vortrag von Dr. Michail Chatzidakis (Berlin)

25. Juni 2019, 18.15 Uhr

"Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren". Die Personifizierung des Meeres in der byzantinischen Wandmalerei Kretas

In Darstellungen byzantinischer Kunsttradition erfreute sich das die Apokalypse-Stelle illustrierende Motiv des/der die Toten herausgebenden Meeres bzw. Erde (Apokalypse 20,13) großer Beliebtheit und gelangte vom 11 Jh. an durch eine graduell formierte und später in den Hauptzügen kanonisch festgelegte Ikonographie zur vollen Ausprägung. Diese Ikonographie sah eine allegorisierende Interpretation des Themas durch die Visualisierung beider Naturelemente, Meer und Erde, in Form von individuellen Erscheinungsbildern vor. Kreta als Ort eignet sich insofern bestens, um das besagte Motiv zu studieren, als die byzantinischen Kirchen der Insel sich durch eine hohe Konzentration an relevanten Beispielen aus dem 13.-15. Jh. auszeichnen. Ausgehend von Freskomalereien in kretischen Denkmälern, wird im Vortrag der Illustration des Sachverhalts von der Totenauferweckung aus Meer und Erde aus wissenschaftshistorischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive nachgegangen.

Dr. Michail Chatzidakis: Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Philologie und Archäologie an der Universität Kretas, Rethymnon und an der Humboldt Universität zu Berlin. Promotion an der Humboldt Universität zu Berlin mit dem Thema: "Die Entdeckung Griechenlands. Studien zur griechischen Antikenrezeption in der Frührenaissance". Doktorand am Kunsthistorischen Institut in Florenz und Francis Yates Fellow am Warburg Institute in London. Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projekt „Wissen und Imagination - Bildliche Transformationen Römischer Historie(n) in der italienischen Renaissance“ im Rahmen des SFB 644 „Transformationen der Antike“ an der Humboldt Universität zu Berlin. Ab Oktober 2017: Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DFG-Projekt „Bildkritik und pragmatische Bildkultur im europäischen Mittelalter: Die Libri Carolini und die karolingische Bildkunst“. Lehraufträge am Institut für Bild- und Kunstgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Autor von Ciriaco d‘Ancona und die Wiederentdeckung Griechenlands im 15 Jh. (Cyriacus. Studien zur Rezeption der Antike, Band 9.), Imhof Verlag/Verlag Franz Philipp Rutzen, Petersberg, März 2017.

Literaturauswahl: Borboudakis/ Gallas/ Wessel, Byzantinisches Kreta, München 1983; I. Spatharakis, Dated Byzantine wall paintings of Crete, Leiden 2001; Σ. Μαδεράκης, Η „Δέηση“ στις εκκλησίες της Κρήτης, in: Νέα Χριστιανική Κρήτη 22 (2003) 9-11; 23 (2004) 9-72; 24 (2005) 213-337; P. Mijovic, „La personification de la mer dans le jugement Dernier a Gracanica“, in: Χαριστήριον εις Αναστάσιον Κ. Ορλάνδον, Τ. Δ’, Athen 1967-1968, S. 208-219; V. Pace (Hg.), Alfa e Omega. Il Giudizio Universale tra Oriente e Occidente, Mailand 2006.