Ungeachtet ihrer enormen Bedeutung ist die Anzahl der gut publizierten byzantinischen Freskenprogramme Kretas, die überwiegend in der Zeit der venezianischen Herrschaft (1211-1669) entstanden sind, verschwindend gering.
Wenn man von den wenigen Monographien absieht, wurde zwar in den bisherigen Publikationen Bildmaterial vorgelegt, jedoch in der Regel jeweils nur einige “repräsentative” Malereien aus jeder Kirche. Dieses Material reicht bei weitem nicht aus, um einen vollständigen Eindruck der reichen und einzigartigen byzantinischen Kunst der Insel zu geben. Die veröffentlichten Monographien und Arbeiten zu den kretischen Denkmälern bilden eine immer noch zu schmale Ausgangsbasis für eine repräsentative Kunst- und Kulturgeschichte Kretas. Entsprechend gering ist ihre Wahrnehmung und Berücksichtigung in allgemeinen Darstellungen der Geschichte der byzantinischen Kunst, was wiederum dazu führt, dass die einzigartige Kunst und Kultur der Insel noch keine ihrer Bedeutung angemessene Wertschätzung erfahren hat.
Im Jahr 2011 konnte mit Mitteln der inneruniversitären Forschungsförderung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ein Teil des Archivs des griechischen Kunsthistorikers Dr. Stavros Maderakis (1937-2012) (Curriculum Vitae) angekauft werden.
Das erworbene Archiv besteht aus ca. 4.000 Fotos aus zahlreichen kretischen Kirchen und umfasst nicht nur Innen- und Außenansichten der Kirchen, sondern auch Pläne. Die Aufnahmen wurden von Dr. Maderakis unter schwierigsten Bedingungen in einem Zeitraum von über 30 Jahren gemacht. Dabei handelt es sich überwiegend um unpubliziertes Material, dem allergrößte Bedeutung zukommt, da viele der dokumentierten Kirchen heute stark beschädigt oder eingestürzt sind und die Befunde damit unwiederbringlich verloren sind. Das Archiv stellt eine unschätzbare Basis für die Grundlagenforschung zur kretischen Kunst und Kultur wie auch für weiterführende Forschungen auf diesem Gebiet dar (ikonographische und stilistische Studien, Besonderheiten des Bildprogramms, Rezeption westlicher Kunst und Kultur, Rolle einzelner Künstlerpersönlichkeiten oder Werkstätten).
Der Arbeitsbereich ist mit Prof. Dr. Vasiliki Tsamakda als Mitglied des Vorstandes am Forschungsverbund Leibniz-WissenschaftsCampus – Byzanz zwischen Orient und Okzident – Mainz/Frankfurt beteiligt.
Forschungsprojekte von Prof. Dr. Vasiliki Tsamakda:
Laufende Projekte
Abgeschlossene Projekte
- DFG-Projekt Dokumentation und Auswertung der griechischen Inschriften Kretas (13.-17. Jh.), in Zusammenarbeit mit Dr. Andreas Rhoby, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Prof. Dr. J. Althoff, Universität Mainz, und den Studierenden J. Schmidt M.A., K. Sokolov M.A., M. Horn B.A., M. Haase M.A., A. Dingler, K. Hart, Ch. Hofmann, S. Küst, A. Mascali.
Drittmittel-Mitarbeiterin: Jessica Schmidt M.A.
- 2010-2014 The Leverhulme Trust, London: Damned in Hell in Venetian-dominated Cretan Frescoes (13th-17th centuries) (Projektleitung: Dr. A. Lymberopoulou, Open University, Milton Keynes, und Prof. Dr. V. Tsamakda).
- 2006-2012 START-Projekt “Die Domitilla-Katakombe in Rom. Archäologie, Architektur und Kunstgeschichte einer spätantiken Nekropole.” Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Wien, beteiligt (Projektleitung: Dr. N. Zimmermann).
Bibliothek und Bildmaterial
Die umfangreichen Bestände der Abteilung Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte sind in die Institutsbibliothek des IKM (Georg Forster-Gebäude) integriert und vorwiegend unter den Signaturen beginnend mit X, Y, Z zu finden. Darüber hinaus sind auch unter den Signaturen TOP, M, I, O und bei den Zeitschriften Bestände der Abteilung erfasst. Zudem gibt es eine umfangreiche Sonderdrucksammlung. Die Bestände werden systematisch erweitert. Als Besonderheiten des Bestandes sind zu nennen:
- Die Privatbibliothek des italienischen Kunsthistorikers Carlo Cecchelli wurde 1966 vom Institut erworben
- Außerdem besitzt der Arbeitsbereich ein Archiv von Veröffentlichungen zur spätantiken und byzantinischen Bauskulptur, das von Prof. Dr. Urs Peschlow angelegt wurde
- Die Abteilung besitzt den wissenschaftlichen Nachlass von Prof. Richard Hamann-Mac Lean
- Die Abteilung hat den wissenschaftlichen Nachlass von Horst Hallensleben übernommen. Der Bestand wird nun durch das Team von Dr. Klaus Weber gesichtet und digitalisiert. Die Arbeit knüpft einer bereits begonnenen weiteren Digitalisierung in Wien an.
Die Lichtbildsammlung und Photothek sind in die Bestände der Kunstgeschichte integriert. Zudem besitzt das Institut umfangreiches digitales Bildmaterial zu Denkmälern des byzantinischen Kulturkreises, das über eine Datenbank den Lehrenden und Studierenden zur Verfügung steht.
Einrichtungen, Sammlungen und Archive
Die 1949/50 dem Institut anvertraute “Prinz Johann Georg-Sammlung” wird seit 1981 als Dauerleihgabe im Landesmuseum in Mainz aufbewahrt. Sie besteht vornehmlich aus spätantiken Objekten, postbyzantinischen Ikonen und Kunstwerken, die in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts hauptsächlich in Ägypten zusammengetragen wurden (s. hierzu auch die Institutschronik). Der größte Teil des Bestandes wurde 2004 in einem Ausstellungskatalog publiziert: B. Heide (Hrsg.), Sammler – Pilger – Wegbereiter: Die Sammlung des Prinzen Johann Georg von Sachsen. Katalog zur Ausstellung (Mainz 2004).
Kopiensammlung
Das Institut besitzt als Anschauungsmaterial außerdem eine kleine Sammlung von Kopien frühchristlicher Mosaiken aus Ravenna (im Foyer des Georg Forster-Gebäudes ausgestellt) und Abgüssen von Elfenbeinen und Silberarbeiten.
Archive
Im Jahr 2011 konnte mit Mitteln der inneruniversitären Forschungsförderung der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ein Teil des Archivs von Dr. Stavros Maderakis angekauft werden. Das erworbene Archiv besteht aus ca. 4.000 Fotos aus zahlreichen kretischen Kirchen und umfasst nicht nur Innen- und Außenansichten der Kirchen, sondern auch Pläne.