Vorträge

15.11.2017 – J. Albani

Gustav Klimt und die byzantinische Kunst: Der Baum des Lebens im Mosaik-Fries des Stoclet-Palastes, Brüssel

15. November 2018, Dr. Jenny Albani, Athen (Halle):

Der in der Bibel erwähnte Baum des Lebens, der nach patristischen Interpretationen allegorisch und typologisch mit Christus, dem Heiligen Kreuz und Reliquien des Heiligen Kreuzes in Zusammenhang steht, taucht oft in der christlichen Kunst auf. In Byzanz wurde er oft nach antiken orientalischen Vorbildern zwischen Löwen, Vögeln oder Sphinxen dargestellt. Der vom österreichischen Künstler Gustav Klimt zwischen 1905 und 1911 entworfene Wandfries des Stoclet-Palastes in Brüssel besteht aus drei Mosaiktafeln, die den Speisesaal der luxuriösen Residenz des Großindustriellen Adolphe Stoclet verzierten. Der Vortrag befasst sich mit der Frage, ob byzantinische Einflüsse auf die Ikonographie und den Stil des “Stoclet Frieses” zu erkennen sind, auf dem der Baum des Lebens als zentrales Bildthema auftritt. Es ist bereits bekannt, dass die byzantinischen Wandmosaiken, die Klimt während seiner Reisen nach Venedig und Ravenna (1890 und 1903) bewunderte und studierte, eine morphoplastische Rolle in den Werken seiner sogenannten “goldenen Periode” (1899-1910) spielten. Die byzantinischen Emails, die in San Marco erhalten geblieben sind, könnten auch dem Künstler als Inspirationsquelle gedient haben. Darüber hinaus weisen die symbolischen Elemente des Stoclet-Frieses darauf hin, dass Klimt sich mit der frühchristlichen und mittelalterlichen Ikonographie gut auskannte.

Dr. Jenny Albani: Studium der Architektur an der Nationalen Technischen Universität Athen und der Kunstgeschichte an der Universität Wien. 1986: Promotion mit der Arbeit „Die Architektur und die Wandmalereien der Kirche der Panagia Chrysaphitissa auf der Peloponnes“. 1987-1991 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunstgeschichte der Nationalen Technischen Universität Athen. Seit 1992 Angestellte des Griechischen Ministeriums für Kultur und Sport – Direktion für Museen – Abteilung für Sonderausstellungen und Museologischen Forschung. Seit 2001 parallel Tutorin an der Griechischen Offenen Universität – Fakultät für Geisteswissenschaften. Autorin von Büchern, Handbüchern und Aufsätzen über die byzantinische Kunst und Architektur. Kuratorin von Sonderausstellungen über die byzantinische Kultur.

Auswahlliteratur: Chr. M. Nebehay, Gustav Klimt Documentation, Wien 1969. – R. S. Nelson, “Modernism’s Byzantium, Byzantium’s Modernism”, in: Byzantium/Modernism. The Byzantine as Method in Modernity (hg. von R. Betancourt, M. Taroutina), Leiden, Boston 2015, 15-36. – C. E. Schorske, Fin-de-siècle Vienna. Politics and Culture, New York 1980. – M. E. Warlick, Mythic Rebirth in Gustav Klimt's Stoclet Frieze: New Considerations of Its Egyptianizing Form and Content, The Art Bulletin Bd. 74, Nr. 1 (März 1992) 115-134.

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28.11.2018 – S. Feist

Neues zu den Dunklen Jahrhunderten

28. November 2018, Dr. Sabine Feist (Halle):

Die sogenannten Dunklen Jahrhunderte, die die Übergangszeit zwischen Spätantike und Mittelalter bezeichnen, gelten als äußerst dorniges Terrain der byzantinischen Architekturgeschichte. So überrascht es nicht, dass diese Epoche in den gängigen Handbüchern auf nur wenigen Seiten und als bloße Vorstufe mittel- und spätbyzantinischer Entwicklungen abgetan wird. Eine neue Perspektive, die nicht nur Nachfolgendes, sondern auch Spätantikes in den Blick nimmt, lässt die Kirchenarchitektur der Dunklen Jahrhunderte aber in ganz anderem Licht erscheinen. Grund dafür ist, dass während der zur Diskussion stehenden Epoche nur verhältnismäßig wenige Kirchen ex novo errichtet wurden und man sich stattdessen darauf beschränkte, ältere Gotteshäuser umzubauen oder an derselben Stelle zu erneuern. Bei ebenjenen Um- und Neubauten entschied man sich aber keineswegs für eine schlichte Instandsetzung der altbewährten Longitudinalarchitektur, sondern überwölbte die einstigen Basiliken stattdessen mit großen Kuppeln. Der Vortrag wird anhand einzelner Schlüsselmonumente dieser Zeit zeigen, dass die Vorgängerbebauung in den Um- und Neubauten allerdings keinesfalls vollständig verloren ging. Vielmehr hatten sich einige Charakteristika im Laufe der Zeit bereits als so paradigmatisch für den christlichen Sakralbau etablieren können, dass sie trotz der baulichen Veränderungen entweder erhalten blieben, in einen neuen Kontext transferiert oder erneuert wurden.

Dr. Sabine Feist ist seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Orientalische Archäologie und Kunstgeschichte der MLU Halle-Wittenberg. Zuvor hat sie in Freiburg, Basel, Athen und Göttingen studiert und wurde 2016 mit einer Arbeit über die Byzantinische Sakralarchitektur der Dunklen Jahrhunderte an der LMU München promoviert. Ihre Promotion wurde durch verschiedene Stipendien unterstützt (u. a. Reisestipendium der LMU München und Junior Fellowship am RCAC der Koç University in Istanbul). Neben der spätantiken und byzantinischen Sakralarchitektur sind weitere Forschungsschwerpunkte unter anderem liminale Räume in Spätantike und Byzanz, spätantike Skulptur sowie die Inszenierung von Heiligkeit in Spätantike und Byzanz.

Auswahlliteratur: F. A. Bauer – H. A. Klein, The Church of Hagia Sophia in Bizye (Vize), DOP 60, 2006, 249-270; H. Buchwald, Retrofit – Hallmark of Byzantine Architecture?, in: H. Buchwald (Hrsg.), Form, Style and Meaning in Byzantine Church Architecture (Aldershot 1999) 1-22; S. Feist, Some Remarks on the Architecture of the Hagia Sophia, Thessaloniki, in: A. Dunn (Hrsg.), Byzantine Greece: Microcosm of Empire? (im Druck); E. A. Ivison, Kirche und religiöses Leben im byzantinischen Amorium, in: F. Daim u. a. (Hrsg.), Byzanz – das Römerreich im Mittelalter, Bd. 2 (1): Schauplätze (Mainz 2011) 309-343; S. Karwiese, Die Marienkirche und das dritte ökumenische Konzil, in: R. Pillinger u. a. (Hrsg.), Efeso paleocristiana e bizantina (Wien 1999) 81-85; G. Kaymak, Die Cumanın Camii in Antalya (Antalya 2009); U. Peschlow, Die Architektur der Nikolaoskirche in Myra, in: J. Borchhardt (Hrsg.), Myra. Eine lykische Metropole in antiker und byzantinischer Zeit (Berlin 1975) 303-359; U. Peschlow, Die Irenenkirche in Istanbul. Untersuchungen zur Architektur (Tübingen 1977)

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07.02.2019 – A. Arbeiter

Vortrag von Prof. Dr. Achim Arbeiter (Göttingen)

Das Madrider Theodosiusmissorium – so eloquent, so verschwiegen

Das Madrider Theodosiusmissorium – so eloquent, so verschwiegen Das im späten 4. Jh. entstandene silberne 'Missorium des Theodosius', gefunden 1847 südlich von Mérida, aufbewahrt in der Madrider Real Academia de la Historia, gelangte einst als ein kapitaler kaiserlicher Geschenkteller nach Hispanien. Sein Ansehen als das beachtlichste und 'erhabenste' Einzelstück schlechthin im heutigen Gesamtbestand der spätantiken Silbertoreutik erwächst ihm sowohl aus seiner schieren materiellen Eindrücklichkeit – der Durchmesser beträgt 74 cm, das Gewicht mehr als 15 kg – als auch aus der hoch zeremoniellen Würde der auf ihm gegebenen kaiserlichen Ikonographie. Geradezu emblematisch bemüht man seit jeher diese enorme reliefierte Silberplatte, um fundamentale Züge der durch und durch formalisierten spätantiken Herrschaftsikonographie zu veranschaulichen. Die auf ein Regierungsjubiläum des Theodosius bezogene Inschrift und das Drei-Kaiser-Bild mit dem nachdrücklich hervorgehobenen Jubilar im Zentrum wollen selbstredend eine festumrissene historische Situation widerspiegeln – aber welche? Darüber hat die Forschung wiederholt und teils hingebungsvoll diskutiert: Kaum war die Frage '388 oder 421?' zugunsten des seit jeher vermuteten älteren Theodosius erledigt, da erhob sich die Frage '388 oder 393?', welche zwar den Letztgenannten als Hauptperson voraussetzte, aber für die gezeigten Begleitkaiser ganz unterschiedliche Namen bereithielt. Diese Debatte ist nach wie vor aktuell, und der Vortrag will hier Gesichtspunkte ausbreiten und Möglichkeiten abwägen.

Prof. Dr. Achim Arbeiter: Studium der Kunstgeschichte, Mittleren und Neueren Geschichte und Völkerkunde in Mainz (1977-79) und Hamburg (1979-83). Dissertation über Alt-St. Peter in Rom. Langfristige Arbeitsaufenthalte am DAI Madrid, zuletzt bis 1996 als Referent für Frühchristliche Archäologie. 1990 halbjährige Tätigkeit am DAI Rom (Mosaiken von S. Costanza). 1991-92 Reisestipendium des DAI. 1996/1997 Lehraufträge in Saarbrücken. 1997 Habilitation in Basel (Die Mosaiken von S. Costanza). 1998 Professur für Christliche Archäologie und Byzantinische Kunstgeschichte in Göttingen. 2004-2008 Vorsitz der AG Christliche Archäologie zur Erforschung spätantiker, frühmittelalterlicher und byzantinischer Kultur.

Auswahlliteratur: A. Delgado, Memoria histórico-crítica sobre el gran disco de Theodosio … leída a la Real Academia … por su anticuario Don A. D. …, Madrid 1849; J. Arce, El missorium de Teodosio I: precisiones y observaciones, Archivo esp. de Arq. 49, 1976, 119-139; J. M. C. Toynbee u. K. S. Painter, Silver Picture Plates of Late Antiquity: A.D. 300 to 700, Archaeologia 108, 1986, 15-65; J. Meischner, Das Missorium des Theodosius in Madrid, Jahrbuch des DAI 111, 1996, 389-432; J. Arce, Teodosio I sigue siendo Teodosio I, Archivo esp. de Arq. 71, 1998, 169-179; El Disco de Teodosio (hg. von M. Almagro-Gorbea u. a.), Madrid 2000 [hier A. M. Canto mit Umdatierung]; A. Effenberger, Das Theodosius-Missorium von 388. … , in: Novum Millennium. Studies on Byzantine History and Culture Dedicated to Paul Speck (hg. von C. Sode u. S. Takács), Aldershot u. a. 2001, 97-108; J. M. Blázquez Martínez u. L. Gasperini, Ancora sul «Disco di Teodosio» e il suo apparato epigrafico, in: Epigrafia 2006. Atti della XIVe Rencontre sur l’Épigraphie ... (hg. von M. L. Caldelli, G. L. Gregori u. S. Orlandi), Roma 2008, 1243-1261; M. Beyeler, Geschenke des Kaisers. …, Berlin 2011; G. Purpura, Il linguaggio precettivo delle immagini e il cd. Missorium di Teodosio: Annali del Seminario Giuridico della Università di Palermo 59, 2016, 85-100.

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08.05.2019 – Vinogradov

Vortrag von Prof. Dr. Andrey Vinogradov (Moskau)

Abchasien und Alanien: unbekannte mittelbyzantinische Kunst am Rande der Oikoumene

Abchasien und Westalanien (das heutige Karachai-Circassia) sind reich an gut erhaltenen Denkmälern der byzantinischen Kirchenarchitektur, die den Historikern der byzantinischen Kunst jedoch weni g bekannt bleiben. Der Kirchenbau in Abchasien wird nach der Rückkehr seiner Könige zum Bündnis mit Byzanz um 880 wieder aufgenommen. Diese neue Architektur Abchasiens ist eng mit den Bautraditionen von Pontus und der nördlichen Schwarzmeerküste verbunden. Das sind meistens die Kreuzkuppelkirchen mit kreuzförmigen Pfeilern, die hauptsächlich aus Stein gebaut sind . Diese Bauschule geht nach dem Jahr 967 zu Ende. Nach der Christianisierung um 914 kamen byzantinische Baumeister auch nach Alanien, aber ers t nac h 950 begann man hier größ ere Kuppelkirchen zu bauen. Diese Baumeister kamen aus Abchasien und Zentralanatolien, und im 11. Jahrhundert tauchen hier auch byzantinische Maler auf.

Andrey Vinogradov ist außerordentlicher Professor an der Historischen Abteilung der Nationalen Forschungsuniversität HSE in Moskau. Er studierte in Moskau und Trier. Seine Forschungsinteressen umfassen Epigraphik, Hagiographie, Apokryphen, Geschichte des Kaukasus und der Krim, byzantinische Archäologie und Architektur. Er ist Autor der Bücher "Nizhny Arkhyz and Senty, die ältesten Kirchen Russlands" und "Kirchenarchitektur Abchasiens in der Zeit d es abchasischen Königreichs (8.10. Jahrhundert)“ (auf Russisch) und des byzantinischen Bandes im digitalen Inschriftencorpus IOSPE (auf E nglisch und Russisch). Andrey Vinogradov leitet seit 2018 archäologische Ausgrabungen im Nordkaukasus.

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25.07.2019 – Chatzidakis – Die Personifizierung des Meeres

Vortrag von Dr. Michail Chatzidakis (Berlin)

25. Juni 2019, 18.15 Uhr

"Und das Meer gab die Toten heraus, die in ihm waren". Die Personifizierung des Meeres in der byzantinischen Wandmalerei Kretas

In Darstellungen byzantinischer Kunsttradition erfreute sich das die Apokalypse-Stelle illustrierende Motiv des/der die Toten herausgebenden Meeres bzw. Erde (Apokalypse 20,13) großer Beliebtheit und gelangte vom 11 Jh. an durch eine graduell formierte und später in den Hauptzügen kanonisch festgelegte Ikonographie zur vollen Ausprägung. Diese Ikonographie sah eine allegorisierende Interpretation des Themas durch die Visualisierung beider Naturelemente, Meer und Erde, in Form von individuellen Erscheinungsbildern vor. Kreta als Ort eignet sich insofern bestens, um das besagte Motiv zu studieren, als die byzantinischen Kirchen der Insel sich durch eine hohe Konzentration an relevanten Beispielen aus dem 13.-15. Jh. auszeichnen. Ausgehend von Freskomalereien in kretischen Denkmälern, wird im Vortrag der Illustration des Sachverhalts von der Totenauferweckung aus Meer und Erde aus wissenschaftshistorischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive nachgegangen.

Dr. Michail Chatzidakis: Studium der Kunstgeschichte, Geschichte, Philologie und Archäologie an der Universität Kretas, Rethymnon und an der Humboldt Universität zu Berlin. Promotion an der Humboldt Universität zu Berlin mit dem Thema: "Die Entdeckung Griechenlands. Studien zur griechischen Antikenrezeption in der Frührenaissance". Doktorand am Kunsthistorischen Institut in Florenz und Francis Yates Fellow am Warburg Institute in London. Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Projekt „Wissen und Imagination - Bildliche Transformationen Römischer Historie(n) in der italienischen Renaissance“ im Rahmen des SFB 644 „Transformationen der Antike“ an der Humboldt Universität zu Berlin. Ab Oktober 2017: Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim DFG-Projekt „Bildkritik und pragmatische Bildkultur im europäischen Mittelalter: Die Libri Carolini und die karolingische Bildkunst“. Lehraufträge am Institut für Bild- und Kunstgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin. Autor von Ciriaco d‘Ancona und die Wiederentdeckung Griechenlands im 15 Jh. (Cyriacus. Studien zur Rezeption der Antike, Band 9.), Imhof Verlag/Verlag Franz Philipp Rutzen, Petersberg, März 2017.

Literaturauswahl: Borboudakis/ Gallas/ Wessel, Byzantinisches Kreta, München 1983; I. Spatharakis, Dated Byzantine wall paintings of Crete, Leiden 2001; Σ. Μαδεράκης, Η „Δέηση“ στις εκκλησίες της Κρήτης, in: Νέα Χριστιανική Κρήτη 22 (2003) 9-11; 23 (2004) 9-72; 24 (2005) 213-337; P. Mijovic, „La personification de la mer dans le jugement Dernier a Gracanica“, in: Χαριστήριον εις Αναστάσιον Κ. Ορλάνδον, Τ. Δ’, Athen 1967-1968, S. 208-219; V. Pace (Hg.), Alfa e Omega. Il Giudizio Universale tra Oriente e Occidente, Mailand 2006.

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23.11.2022 – Jutta Dresken-Weiland

Mittwoch, 23. November 2022

Prof. Dr. Jutta Dresken-Weiland (Göttingen)

Neue Forschungen zu den Ciboriumsäulen von San Marco in Venedig

Zu den ungewöhnlichsten und zugleich unbekanntesten Denkmälern der spätantiken und frühbyzantinischen Kunst gehören die vier reliefierten Ciboriumsäulen von San Marco in Venedig. Sie sind mit ihren neun Registern mit je neun Arkaden, mit 382 Figuren in insgesamt 97 Szenen das figuren- und szenenreichste erhaltene Denkmal der frühchristlichen und frühbyzantinischen Zeit und dennoch wenig bearbeitet und dürfen als „Pergamonaltar der Spätantike“ gelten. Die Säulen zeigen Szenen aus den Apokryphen und dem Neuen Testament, die mit der Vorgeschichte der Geburt Mariens auf Säule A beginnen und mit der Himmelfahrt Christi und dem thronenden, zum Jüngsten Gericht wiederkehrenden Christus auf Säule D enden. Wie sind die Säulen strukturiert, nach welchen Kriterien wurden die Bilder ausgewählt, was sind ihre Besonderheiten, wer ist der Auftraggeber?

 

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21.06.2022 – Andreas Külzer

Dienstag, 21. Juni, 18 Uhr

Prof. Dr. A. Külzer, Wien

Neue Forschungen zum spätantiken und byzantinischen Westkleinasien: die Arbeiten der Tabula Imperii Byzantini in den Provinzen Asia und Lydia

Das Gebiet der spätantiken und frühbyzantinischen Provinzen Asia und Lydia im westlichen Anatolien umfaßt etwa 35.000 Quadratkilometer; es reicht von der südlichen Trōas und den Abhängen des Idē-Gebirges (Kaz dağı) im Norden bis zur Mündung des Maiandros (Küçük Menderes Nehri) im Süden, von der Ägäis-Küste im Westen bis zu den Simav dağları im Osten. In diesem Gebiet liegen mit Ephesos (Selçuk), Smyrna (İzmir) und Pergamon (Bergama), mit Sardeis (Sart), Philadelpheia (Alaşehir) und Thyateira (Akhisar) bedeutende Zentralorte und Marktzentren der Vergangenheit, die Region bietet mit dem Tal des Kaÿstrios (Küçük Menderes), der Halbinsel Erythraia (Çeşme Yarımadası) oder der Gebirgsregion im nördlichen Lydien aber auch weniger bekannte Siedlungszentren. Der Vortrag wird zunächst das Projekt Tabula Imperii Byzantini und die angewendeten Arbeitsmethoden vorstellen, um danach neu gewonnene Forschungserkenntnisse zum regionalen Straßennetz Westanatoliens, zu den Häfen und ihrer Anbindung an das Hinterland oder

zu Einzelheiten der lokalen Siedlungsstrukturen zu präsentieren.

Erste Lesehinweise:

  1. Külzer, Dornröschen erwacht… Neue Forschungen auf der Halbinsel Erythraia (Çeşme Yarımadası) im westlichen Kleinasien, in: J. Drauschke – E. Kislinger – K.- Kühtreiber – Th. Kühtreiber – G. Scharrer-Liška – T. Vida (Hrsg.), Lebenswelten zwischen Archäologie und Geschichte. Festschrift für Falko Daim zu seinem 65. Geburtstag. Bd. II. Mainz 2018, 741–748
  2. Külzer, Reconstructing the Past in a Changing Landscape: Reflections on the Area of Ephesus and other Sides in Western Asia Minor. Gephyra 16 (2018) 75–90.
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17.05.2017 – Prof. Platon Petridis

"A New Reality in the Greek Archaeological Landscape: Early Byzantine Towns and Their Luxurious Residencies"

Mittwoch, 17. Mai 2017, 18.15 Uhr
Hörsaal Kunstgeschichte (02 521),
Georg Forster-Gebäude (Campus), Jakob-Welder-Weg 12

Delphi, Southeastern Villa complex, 5th-6th c. AD

Although partial protection of Byzantine antiquities was established already by the Law of 1834, it took many years before archaeologists and architects of that time stopped neglecting the Byzantine monuments. For more than a century, the exhaustive and almost exclusive study of frescoes and of religious architecture by many generations of Greek archaeologists and art-historians left no place for the study of secular monuments and objects of everyday life. Since the beginning of the 1990’s however, a new reality arose in the Greek archaeological landscape. Rescue or systematic excavations and intensive surveys turned the interest of the scholars to the transformation processes of the Greek cities from the 4th to the 6th c. A.D., to the luxurious residencies built during this period and finally to their abandonment or their reuse for various purposes at the end of the 6th and the beginning of the 7th c. Two particularly interesting cases of Greek cities will be presented here, one continental (Delphi) and one insular (Thasos).

Platon PETRIDIS is an Associate Professor of Byzantine Archaeology at the National and Kapodistrian University of Athens. He co-directs excavations at Delphi, Thasos and Kapandriti and has participated in many others in Greece and France. He was a Scientific Member of the French School of Archaeology at Athens. He has taught as a Lecturer at the University of Crete and as a Visiting Professor at the Universities of Lille and the Sorbonne; he has also delivered seminars at the Universities of Cyprus, Strasbourg, Brussels, Durham and Poitiers. He is a Visiting Researcher at the CNRS, France. Two of his books have been published in the Series Fouilles de Delphes by the French School of Archaeology at Athens. In 2013 he published the book Πρωτοβυζαντινή κεραμική του Ελλαδικού χώρου (Early Byzantine Pottery in Greece) and in 2015 he co-edited the volume Δασκάλα. Απόδοση τιμής στην καθ. Μαίρη Παναγιωτίδη-Κεσίσογλου (Daskala. An honorary tribute to prof. Maria Panayotidi-Kesisoglou).

Bibliography: V. Déroche, P. Pétridis, A. Badie Delphes de l'Antiquité tardive. Le Secteur au Sud-Est du Péribole, Fouilles de Delphes II Topographie et Architecture 15, Paris-Athens 2014 ; P. Petridis, La céramique protobyzantine de Delphes. Une production et son contexte, Fouilles de Delphes V Monuments figurés 4, Paris-Athens 2010 ; A. Muller, F. Blondé, S. Dadaki, P. Pétridis, G. Sanidas, Les abords Nord de l’Artémision (Thanar). Campagnes 2012-2013 - Collaboration XVIII e EPKA – 12 e EBA – EFA, BCH 138 (2014), 613-661.

 

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31.05.2017 – Prof. Dr. Thomas Dittelbach

Basileus - Rex - Malik. Orient und Okzident in Sizilien

Die normannischen Herrscher des 12. Jahrhunderts in Sizilien verwendeten eine ähnliche Rhetorik und Titulatur wie ihre illustren Nachbarn in den Hofkanzleien in Konstantinopel und Kairo. Da aber die Byzantiner und Fatimiden auf eine ungleich längere Ahnenreihe zurückblicken konnten, entwickelten die Normannen eine beispiellose Fähigkeit zur Akkulturation und Adaption älterer mediterraner Kultur. Es gelang ihnen, in nur drei Generationen die Idee eines gottgleichen Königtums zu entwerfen, die so einzigartig war wie die Formen ihrer Repräsentation in Kunst und Architektur.

Während die lateinischen und griechischen Chroniken des 11. und 12. Jahrhunderts weitgehend erforscht sind, ist die poetische Literatur von der Kunstgeschichte bisher kaum beachtet worden. Im Rahmen des Vortrags soll das literarische Oeuvre des griechischen Admirals Eugenios von Palermo (1130-1202) in den Blick genommen werden, dessen byzantinische enkomiastische Rhetorik als mögliche Quelle für normannische Bildwerke der Königszeit gelten kann. Entsprechend soll der Fokus auf ausgewählte Beispiele sizilischen Kunsthandwerks, unter anderem auf die „islamische“ Muqarnasdecke in der Palastkapelle in Palermo (siehe Abbildung) gelenkt werden.

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01.02.2017 – Prof. Dr. Ute Verstegen

Flucht und Neubeginn - eine archäologische Spurensuche zu Flüchtlingsbewegungen in der Spätantike

Nicht nur heute bewegen Flüchtlingsströme unsere Gesellschaft - auch die Spätantike war eine Zeit umfangreicher Migrationsbewegungen großer Bevölkerungsgruppen in Asien, Europa und Nordafrika. Im Vortrag wird es um die Frage gehen, inwiefern archäologische Befundkontexte aus den Gebieten des (ehemaligen) Römischen Reiches Hinweise auf Prozesse forcierter Migration (wie beispielsweise der Flucht aus religiösen Gründen) geben können. Es wird dargelegt, über welche Gruppen von Flüchtlingen wir aus den historischen Quellen Nachrichten besitzen, und ob sich an ihren Zielorten Indizien für die Lebensbedingungen der Geflüchteten finden. Dabei wird ein besonderer Fokus auf architekturbezogene Kontexte gelegt werden. Inwiefern transferierten die Geflüchteten Ideen und Konzepte ihrer Herkunftsregionen an die neuen Aufenthaltsorte und beeinflussten mit diesen vielleicht die lokale architektonische und visuelle Kultur? Aus methodischer Perspektive stellt dieser Vortrag einen Beitrag in der aktuellen Auseinandersetzung der Archäologien mit der Rekonstruktion von Mobilitätsprozessen dar.

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